Allgemein

Nah da statt nada

Bild / Graffito: Vagabundo (Jörn Kitzhöfer)

Bildbearbeitung: Annelena Witthus

(JK)

Das war es also, das Jahr 2020. Ein Jahr der Veränderung und des Lernens.

Das Jahr 2020 startete für Vagabundo bereits im November 2019; auf dem Papier. Als sich das Kollegium um den Tisch versammelte und das anstehende Jahr plante, Kurse, Themenstunden, Kunstaktionen, Salons, der Besuch von Gastlehrern und zwei Reisen, war es wie immer gefühlt zu viel. Und gerade deswegen gingen wir sehr vorfreudig in die neuen Goldenen Zwanziger hinein. Um es mit Liberace zu sagen: Zu viel des Guten ist wundervoll.

Gerade schafften wir es noch, unseren lang ersehnten, maritimen Karnevalssalon ReeperBartsch über die Planken zu bringen, als sich die Nachrichtenlage verdunkelte und wir entsprechend zum ersten Mal überhaupt Salons und später Unterricht absagten. Und dieses Gefühl des ersten Males begleitete uns das gesamte Jahr über. Die Folge waren wie in jeder Branche das Auf- und Ab, die Diskussionen und Interpretation von Auflagen und Regeln, denen keiner von uns bisher ausgesetzt war.

Nun stehen wir am Ende des Jahres. Den Jahresplan haben wir schon lange zusammengerollt in die Ecke gestellt und das was kommt ist eher eine vage Skizze…ohne Datumsangaben. Aber Inhalte und ein Gefühl dafür, die gibt es. Denn auf eine Frage wuchs während des Jahres eine Antwort heran: Was ist Tango?

Die Frage, was Tango sei, wurde mir über die letzten 20 Jahre regelmäßig gestellt: von Schüler*innen, von Interviewern für irgendwelche Magazine oder Presseartikel oder in späten Stunden bei zu viel Bier am Küchentisch. Was ist Tango denn nun eigentlich? Ich habe es mir mit der Antwort über die Jahre gerne sehr leicht gemacht. Tango ist ein Tanz! Natürlich steckt mehr dahinter; ein gesamter Kulturbetrieb, eine Philosophie, aber mir ganz persönlich graute stets vor der Endlosdiskussion, in der oftmals ganze Weltansichten von Menschen in den Tango als heiligen Gral hineininterpretiert werden. Daher, so schön wie schlicht die Antwort: Tango ist ein Tanz.

In diesem Jahr habe ich dazulernen müssen, was meine Antwort betrifft. Wäre der Tango nur ein Tanz zu zweit mit passender Musik, so hätten wir ihn vermisst und hätten ihn wieder aufgenommen, wenn wir es wieder dürfen. Und manche werden es mit Sicherheit gemerkt haben, für sich: sie brauchen den Tango in ihrem Leben nicht mehr. Er wurde abgelöst durch andere Dinge, die in der Selbstreflexion des Lockdown-Gedämmers an Wichtigkeit gewannen. Retrospektiv war er vielleicht sogar für viele ein inzwischen konsolidierter, aufgeblähter Popanz, der Geld und Zeit schluckte. Auch das wäre doch eine interessante Erkenntnis.

Auch ich finde mich in meinem, inzwischen sortiertem und aufgeräumten Refugium, in dem ich auch vieles weggeschmissen habe recht wohl: Der Schlafrythmus hat sich harmonisiert, das frühe Aufstehen fällt ohne späte Wochenklassen und Herumgereise nicht mehr schwer; die Wochenenden ohne Salons sind durachaus harmonisch…Tango ist ein Tanz und der wurde in diesem Jahr seltener getanzt.

Und dennoch. Es ist mehr. Der Tango ist garnicht weg gewesen. Kein Tag ohne Tango in diesem Jahr. Die Musik, das tägliche Baden in diesem ganz eigenen Element kühlt nicht ab, die Bewegung des eigenen Körpers lässt immernoch über viele oberflächliche und profane Aufgaben hinwegschreiten. Ist es nicht genau das und sind Oberflächlichkeiten nicht genau dafür da? So glatt und platt, dass man entsprechend im Tangoschritt darüber hinwegstapft? Der Austausch mit Freund*innen über den Tango hat nicht aufgehört. Es wird interpretiert, analysiert, inzwischen auch wieder von der darstellenden zur bildenden Kunst umorientiert. Und auch meine Tangohosen, die im übrigen auch ohne tägliches Training auf der Fläche noch verdammt gut passen, sind auch ohne Tango-Klassen noch Teil meines Alltags geblieben.

Was ist es denn nun, der Tango? Keine Ahnung, möge sich jeder seine eigene Antwort darauf geben! Ein Tanz ist er und warum soll er sich nicht mal eine Pause geben für ein paar Monate. Es bleibt dieser wild-elegante Stil zu leben, der genauso erhalten bleibt, auch ohne Salons, die fiebrige Neugierde, mit der man auch andere, öde Aufgaben dieser Zeit um die Ecke bringt und er ist die Gesamtheit der Menschen, die ihn lieben und auf die ich mich jetzt schon wieder mit diebischem Herzklopfen freue: meine Schüler*innen im Saal anzutreiben, teils auch zu piesacken. Er ist der Salon, der mal zu kalt ist ist, mal zu überhitzt, mit mal zu stumpfen Boden, mal zu glatt, mal zu überfüllt und mal mal zu leer. Er ist die Zusammenkunft von Menschen, die ihn in 2020 nicht vergessen haben und ohne zurückzublicken einfach weitergelebt haben, als Stil und Einstellung zum Leben und in 2021 irgendwann und irgendwie als kleines Pflänzchen im Salon an der Ecke wieder gemeinsam blühen lassen.

Freuen wir uns also auf ein baldiges Nah-da und für diejenigen, die es für sich merken: Ein nada ist es nie.

Was ist Tango? Tango ist nah und da!

Euer

Vagabundo

Adventsschoof des Vagabund

(JK)

An jedem Adventssonntag legen wir für euch auf Radio Vagabundo bei laut.fm  weihnachtliche Salons von 18.00 – 23.00 Uhr auf. Mit Tandas zwischen Clasico und saisonalem Non, Cortinas und zwei Weihnachtsgeschichten im Laufe des Salons, habt ihr so die Möglichkeit, auf heimischem Parkett durch den Advent zu schwoofen.

Euch allen eine weitere gute, gesunde Vorweihnachtszeit

Euer

Team VagaBande

Vorweihnachtsstille des Vagabundo bis Ende 2020

(JK) Die Vorweihnachtszeit des Vagabundo. Seit Gründung unserer Tango-Linie Vagabundo 2006 war die Vorweihnachtszeit stets eine wunderschöne, vorfreudige Jahresphase in unserem Hause. Weihnachtssalons bei Bartsch und in der Schuhfabrik mit Weihnachtsgeschichten unter der,  von den Gästen selbst dekorierten chaotischen Tanne, die tänzerische Umrundung des Gehölzes im Tangoschritt, unser Kultworkshop „Festliche Schritte für die späten Stunden nach der Bescherung“, gemeinsame Weihnachtsmarktbesuche um den Alten Markt in Bielefeld, Glühweinverkostungen im Pferdestall, tänzerische Gelage im Hammenser Nordturm, kleine Aufmersksamkeiten und besondere Momente.

Das Jahr 2020 hat auch diese Zeit verändert und wir uns in ihr, mit ihr. Wir wollen und werden uns innerhalb des Hauses nicht an Feilscherei  um Schlupflöcher oder Diskussionen um die Bedeutung des Tangos in diesen Zeiten beteiligen: Es ist wie es ist und der Tango bleibt bei aller Alltäglichkeit, die er für unsere Teilnehmer*innen und dem Kollegium darstellt eine besondere Herzensangelegenheit. Gerade durch die massiven Einschränkungen, der Reduzierung unserer vormals riesigen Palette an Aktionen wurde und wird uns bewusst, was uns der Tango immernoch bedeutet und wie sehr wir uns darauf freuen, ihn in Zukunft wiederzubeleben; auch wenn es eine andere Szenereie werden wird, ob klein oder groß, wir legen wieder los.

Im Hintergrund, während es nun wieder für zwei Monate still ist haben wir neue Ideen entwickelt, werden mit dem aktuellen Abstand auf unser Tun, Dinge anders denken, planen und umsetzen und wir freuen uns darauf, mit möglichst vielen von euch diese neu erdachten Ideen gemeinsam angehen zu können.

Um euch allen weiterhin verbunden bleiben zu können, werden wir auf dem Wege des Radio Vagabundo im Dezember Musik und Geschichten passend zur Saison präsentieren. Auch Online-Material in kleiner Form wird es wieder geben und wir hoffen euch so ein wenig diese Zeit vagabunt gestalten zu können.

Uns allen eine schöne Vorweihnachtszeit mit erhellenden Momenten und viel Tatkraft für neue Ideen in unseren persönlichen Goldenen 20ern.

Es grüßt euch

das gesamte Kollegium des

Vagabundo

Start der Sommersaison und neue Wochenklassen

Company Vagabundo im Aufbruch in die Sommersaison

(JK) Im Bauch, im Herzen, im Juli…pünktlich zur sonnigen Saison starten Bohemio und Vagabundo wieder voll durch mit einem frischen Kursangebot, Themenstunden in drei Städten und Practicas. Ob Trainingsraum oder Bühne, auch in diesen Zeiten zeigen sich Kollegium und Company Vagabundo von ihrer taktvollen Seite. Ein Blick in den Wochenfahrplan und +++tangoticker+++ lohnen sich.

Hier eine thematische Übersicht unseres Programms:

  • Klassen von Anfängerstufe Bo I bisFortgeschrittene Bo III
  • Themenstunden des Kollegiums zu den verschienenen Facetten zwischen Tango, Vals und Milonga
  • Practicas: Tanzabende zum freien Üben mit paarweise Voranmeldung
  • Solotango für Einzeltänzer; Training von Tangotechnik und Musikalität ohne Tanzpartner
  • Onlineklasse für den heimischen Trainingsraum in Planung

Anmeldungenfür Klassen über Bohemio

Workshop- und Practica-Anmeldungen hier

Wir freuen uns auf eine sommerlich-kreative Saison mit euch!

Neue Schritte auf veränderten Wegen

Aufstehen…und ab in die Schlappen…es geht weiter!!!

(JK) Wir wagen uns wieder auf die Parkettflächen zwischen Ahlen, Hamm und Bielefeld. Nach zwei Monaten virtueller Lehre, Online-Salons und kreativer Übergangslösungen haben wir wieder die Möglichkeit, uns schrittweise einem tänzerischen Alltag zu nähern.

Vagabundo und Bohemio haben das vergangene Wochenende über gerechnet, gesichtet, telefoniert, gezoomt und diskutiert. Unter den gegebenen Regeln haben wir einen völlig neuen Kursplan gestaltet und hoffen nun, dass wir uns alle bald in diesem, für uns völlig neuen Lehrumfeld wiedersehen werden.

Insbesondere in Bielefeld hat sich unsere Kurslandschaft komplett verändert. Dies mag auch für unsere Bohemios vor Ort eine Abkehr von gewohnten Zeiten und Kurskonstellationen mit sich bringen. Dennoch möchten wir uns den damit verbundenen Chancen neugierig öffnen und hoffen, dass die Wege, die wir nun eröffnen, von möglichst vielen mitbeschritten werden.

Unsere neuen Klassen starten zum Teil schon wieder ab dem 12.05.2020 in Hamm. Ab dem 18.05. wird es dann wieder die erste Komplettwoche geben.

Hier geht es zur verbindlichen Anmeldung der Bielefelder Klassen. Bitte vorab die Teilnahmebedingungen genau durchlesen. Unuuund, los geht’s.

Bleiben wir offen und hoffen wir das Beste

Uns allen ein vagabunderbares 2020…im Rahmen der Möglichkeiten :-*

Euer

Team Vagabundo und Bohemio

Schrittweise Erinnerung I – ein Tag, ein Foto, ein paar Worte

(JK) Ab heute, dem 1. Mai präsentieren wir euch  jeden Tag einen Schnappschuss aus dem üppigen Fotoarchiv des Vagabundo, ein paar Worte und Gedanken dazu inklusive…mal wichtig, mal nichtig, mal lustig, mal auf der Bühne, mal aus dem Zusammenhang; viel Spaß:

Foto VI – der schlimme Finger

 

Ein Statementfoto aus der Uni Bielefeld. Seit dem 12.04.2010 ist das Vagabundo auch an der Uni mit seiner tänzerischen Philosophie vertreten.Kurz darauf schlichen sich die ersten Studis auch vorsichtig in den Ahlener Salons ein und sorgten schnell mit  Anfängerwirrwarr  in Kopf und Füßen für frisches Chaos auf der Fläche. Viele blieben Jahre, manche verließen uns mit Auslandssemestern, wunderbare Assitenzen und Tänzelnde gingen aus diesem zum Teil wilden Haufen der Semester hervor. Und irgendwann wurde der Bielefelder Geheimtipp (an der Uni passiert auch etwas mit Tango) auch von Nicht-Studierenden begehrlich umflattert. Als Krönung besuchten gleich drei aus dieser erfrischenden Bielefelder Mischung unsere Tangolehrerausbildung. Hier zu sehen 2014, die junge und damals unbedarfte, dafür aber schon aufsässige Lena mit zartfühlender, non-verbaler Kritik meines Unterrichts.

 

Foto V – Ein „Bewegtbild“ als Abschluss unserer Berliner Fotoreife

Da wir heute am 05.05.2020 Berlin eigentlich adieu gesagt hätten, statt eines Fotos ein Video der Berlinfahrt 2019. Am Ende der Stunde tanzen wir auf einen meiner Lieblingstitel „Mi Ricordo“ das Programm der vorangegangenen Stunden vor. Zu sehen unter anderem den Vagabundo Walk, gespickt mit ein paar Soltadas. Aufgenommen im La Berlinesa in Wilmersdorf. Und wie man sieht waren wir nach durchtanzter Nacht halbwegs ausgeschlafen 😉

Ab Foto VI geht es dann weiter mit Schnappschüssen von 2006 -vorgestern, jenseits von Berlin. Viel Spaß.

 

Foto IV – Mit Fräulein Lotte durch Berlin

HauptstadtTango 2012; eine bemerkenswerte pickepackevolle Fahrt. Nie zuvor oder danach gab es ein so umfassendes Programm: Workshop mit Stravaganza. Gemeinsamer Input mit der hinreißenden Kollegin Ute Gerjets aus Bremen, Unterstützung durch unsere Assistenzen Kerstin, die inzwischen im Flowtando Bielefeld wirkt und Isa. Und last but not least, das Fräulein Lotte, eine besondere Tänzerin, Freundin und Tanzpartnerin, die mit Leichtigkeit und Natürlichkeit meinen Unterricht stets mitbeflügelt hat. Dreimal begleitete sie uns auch mit nach Berlin, was ein großes Glück war, da sie in Vagabundenmanier ständig als Globetrotterin ihre Neugierde weltweit stillte. Unsere langjährigen Teilnehmer*innen können sich sicherlich noch daran erinnern, wie häufig wir Abschied feiern mussten. Inzwischen ist Lotte brav in ihrer medizinischen Profession im Rheinland sesshaft geworden. Lotte, wenn du dies gerade ließt – eine tiefe Verbeugung und danke für deine stetige gelassene Geduld mit meinem unruhigen Wesen. Hier zu sehen eine kleine Führung unserer Teilnehmer*innen rund um die Oranieburger Straße, eine meiner Lieblingstouren. Vom Oranieburger Tor und dem Friedhof am Brecht-Haus am legendären Tacheles vorbei (leider auch schon Vergangenheit) zur Synagoge und dem Postfuhramt bis zu Clärchens Ballhaus.

 

Foto III – Training im La Berlinesa

Tänzerischer Arbeitsalltag in der Vormittagsklasse 2019 über den Dächern von Wilmersdorf im zauberhaften La Berlinesa von Ines.  Nach durchgetanzten Nächten und dem ersten Kaffee finden wir allmählich in die tänzerische Völkerverständigung zwischen Münsterland und Ruhrstadt zurück. Während sich Sabbel mit maßgeschneiderten Korrekturhinweisen den mitgereisten Ruhris um Peter widmet, lassen Jörn und Thomas im Geiste nochmal die Umtriebigkeiten der Nacht im Tangoloft Revue passieren.

 

Foto II – Feierabend im Roten Salon

HauptstadtTango 2017. Nach einer langen, sonnigen und windigen Berlinfahrt feiern die Schüler*innen mit dem Team ihren letzten Tango bis in die späteste Nacht im Roten Salon an der Volksbühne. Abgekämpft schlafen um 3.00 Uhr die ersten schon im Muff  hinter der Vorhängen auf den Sofas. Der Rest kann sich nur schwer von den Berliner Lieblingstanzpartnern losreißen um sich draußen im Nieselregen Richtung Ellington Hotel aufzumachen.

 

Foto I – Pause im Leuschner-Saal

Über den 1. Mai 2009 fuhr das Vagabundo zum ersten Mal mit seinen Schüler*innen in die Hauptstadt: Improvisiert und an eine andere Berlinfahrt des unglaublichen Reisepädagogen Günter Meier spontan angehängt, saßen wir mit im Bus und hatten ein Extremprogramm: vormittags drei Stunden Tango und anschließend das Komplett-Kulturprogramm zwischen Berlin und Potsdam der restlichen Reisegruppe (wenn lau, dann jau). Abends dann IMMER Salons. Dies ließ uns binnen sieben Tagen um Jahre altern aber speziell unsere damaligen Anfänger wuchsen, erschlagen von so vielen Neueindrücken zwischen Clärchens Ballhaus und dem (alten) TangoLoft in der Wiesenstraße unter dem Dach schnell zu einem langjährigen Freundeskreis auch über den Tangokurs hinaus zusammen. Gelehrt wurde im legendären Leuschner-Saal des DGB-Quartiers hinter dem KDW am Wittenbergplatz. Auf dem Foto zu sehen eine Trainingspause am 1. Mai 2009. Auch während der Fahrt eine Premiere: Unsere Schüler trafen im wahnsinnig-abgerockten Tommy-Haus in Kreuzberg auf dem Kult-Tango-Dachboden mit Duo Stravaganza zusammen. Ebenfalls der Beginn einer nun schon so lange währenden Freundschaft. Und wo tanzte man am 1. Mai natürlich Tango? In KREUZBERG – 1. Mai und auch wir, wie alle…immer dabei 🙂

Bewegender Stillstand – Tango Vagabundo in Zeiten von Corona

(JK) Seit dem 15.März 2020 befindet sich auch das Vagabundo im beunruhigten Ruhezustand. Wir, die wir es in 2 Jahrzehnten Tango als Selbstverständlichkeit empfunden und gelebt haben, im täglichen, ganzjährigen tänzerischen Alltag unsere Kollegen, Freunde, Teilnehmende und Komplizen in drei Städten zu treffen und gemeinsam mit diesen im direkten Austausch zu reden, zu tanzen, zu diskutieren, zu lehren und zu lernen sind trotz der vergleichsweise kurzen Zeit gefühlt nun schon so ungewohnt lange getrennt.

Doch auch die körperliche und räumliche Distanz hat bislang nicht dazu geführt, dass wir uns verloren gegangen sind. Im Gegenteil: seit langem gab es schon keinen so intensiven Austausch jenseits der Salons und Tanzstudios, solch ein Interesse daran, zu wissen, wie es den anderen geht und wie sie derzeit diese Krise persönlich durchleben.

Direkt ab der ersten Woche haben wir es uns zum persönlichen Anliegen gemacht, weiterhin für unsere Schüler*innen da zu sein. Auch wenn es in dieser Zeit bedeutsamere Dinge gibt, so haben wir in den vielen Telefonaten und Nachrichten, die uns als Reaktion erreichten herausgehört, dass auch der Tanz ein Teil des Lebens ist, der nun am Ende der Selbstverständlichkeit körperlich und vor allem emotional fehlt. Die Gründung der Online-Lehrreihe Vagabundos Tanzlustbarkeiten in Kombination mit unserem Radio Vagabundo über laut.fm schafft es derzeit, weiterhin einen persönlichen Austausch durch, mit und für den Tango zu pflegen. Ihn nun vielleicht sogar noch zu intensivieren. Die Schüler*innen trainieren zu Hause anhand der Lustbarkeiten allein oder zu zweit. Sie geben uns Rückmeldungen, schicken selbst Videos aus ihrem eigenen „Tanzstudio“, werden darüber kreativ und bleiben in den sozialen Netzwerken im Austausch. Unsere Online-Salons am Wochenende lassen den kreativen Umgang mit dem Medium Radio wieder in einem neuen, spannenden Licht erscheinen.

Es geht also weiter; wie lange es auch nun dauern mag. Und wir sind froh und stolz zu wissen, dass es auch in diesen Zeiten eine Form von Zugewandtheit und Solidarität gibt, die uns zeigt, wie wertvoll es ist, sich über eine Kunstform wie den Tango kennenzulernen und darüber sich mit den Menschen zu verbinden.

Wir für unseren Teil werden daran festhalten und schauen auch in der Krise mit einem Lächeln zu euch in die Ferne!

Zum Schluss möchten wir allen Spendern danken, die auch ohne offiziellen Aufruf unsererseits bereits jetzt schon mitgedacht und sich ausgerechnet haben, dass natürlich auch ohne Geklapper sich in, im Moment nicht abzuschätzender Form unsere Ressourcen abschmelzen werden. Wir werden auch jetzt keine Gebühren o.ä. für unsere Ideen nehmen. Wer das Gefühl hat, es lohne sich zu helfen, kann dies tun. Jederzeit. Jede Geste ist in dieser Zeit ein Gewinn.

Bleiben wir aufrecht, schauen wir genau hin, hören wir einander zu und vollbringen wir im Stillstand bewegendes!

Jörn Kitzhöfer – Vagabundo

Vagabundos Tanzlustbarkeiten auf dem Internetparkett

(JK) Bewegte Zeiten und der Tango im Stillstand…

Jetzt, da sich für uns alle, die wir Bewegungsfreiheit stets als etwas normales empfunden haben, die Räume zeitweise verkleinern und temorär nur die Gedanken Karussel fahren, schauen wir umso häufiger auch auf das zurück, was noch vor zwei Wochen eine Selbstverständlichkeit war. Wir wissen auch, dass es viel wichtigere Dinge gibt, als unser kleiner Winkel, in dem wir uns so wohlfühlen. Die Leistungen, die in diesen Tagen und Wochen von vielen als Arbeit, Berufung und vor allem aus Anstand und Solidarität bewältigt werden, sind imponierend und diesen Vielen gebührt unser voller Respekt und Dankbarkeit.

Dennoch wissen wir auch, dass viele von euch in diesen grauen Tagen spüren, vielleicht jetzt noch mehr spüren als in der Selbstverständlichkeit des vorherigen Alltags, wie sehr der Tango zum „normalen“ Leben gehörte: der Tanz selbst und die Menschen, mit denen wir regelmäßig durch ihn in Verbindung gebracht wurden und die derzeit alle so fern sind.

Aus diesem Grunde, um wenigstens ein wenig für Zerstreuung zu sorgen, hat das Vagabundo letzte Woche seine Online-Salon-Reihe gestartet und damit versucht,  für ein paar Stunden aus der Kakophonie von Permanent-Eilmeldungen zu befreien. Diese Reihe wird an diesem Freitag fortgesetzt. Und auch den vorübergehend ausgesetzten Unterricht und die Ferne von Tanzenden wollen wir zeitweise etwas aufheben. Daher startete am 19.03.2020 der erste Testballon unserer temporären Reihe Vagabundos Tanzlustbarkeiten. Lernen und tanzen wir dort weiter, wo es noch geht; virtuell und virenfrei auf dem Internetparkett.

Uns würde es freuen, all unseren Schülern damit eine kleine Freude zu bereiten und wir hoffen auf das Beste. Auch diese Zeiten gehen vorüber. Und vielleicht erinnern wir uns dann umso mehr daran, dass das Altägliche keine Selbstverständlichkeit sein muss.

Passen wir alle aufeinander auf, mit oder ohne Corona-Krise!

Es grüßt euch aus der Ferne

Euer

Vagabundo

Achtung!! Coronavirus Info

Aktuelle Information zu öffentlichen Veranstaltungen des Tango Bohemio e.V.

Am 12.03.2020 verfügte die Stadt Bielefeld die Einstellung sämtlicher öffentlicher Veranstaltungen vorerst bis zum 30.04.2020. Davon betroffen wird auch Tango Bohemio e.V. seine Tangosalons (Schwoof in der Restauration Bartsch, Bailongo Bohemio im L’arabesque) pausieren lassen.

Mit der sich aktuell täglich verändernden Lage zum Thema Corona wurden auch die bereits frühzeitig geführten Diskussionen im Vorstand und Lehrerkollegium intensiviert und wir kommen zu dem Entschluss, dass wir zwar an die Vernunft eines jeden Tanzenden appellieren können, wir darüber hinaus jedoch auch stets die Verantwortung gegenüber unserer zahlreichen Gäste und Freunde Regionen übergreifend in bewegenden Zeiten im Blick behalten müssen und werden.

Aus diesem Grunde werden ab sofort auch sämtliche öffentliche Veranstaltungen von Tango Bohemio e.V.  und Vagabundo (Zechenschwoof und Nachtschicht in Ahlen) vorerst bis zum 30.04.2020 ausgesetzt. Zum Ende des Aprils werden wir die aktuelle Situation nochmals kommunizieren.

Es fällt uns nicht leicht, diese Entscheidung treffen zu müssen, aber auch wir im kleinen wollen aktiv mithelfen, unser Bestes zu geben, um auch diese für uns alle neue Lage möglichst schnell überwunden zu haben. Und wenn wir auch nur durch einen momentanen Stillstand ein wenig dazu beitragen können, so hoffen wir doch, dass mittelfristig eine Normalisierung eintreten wird.

Den internen Lehrbetrieb werden wir aktuell noch fortführen. Für diesen wird es entsprechende Regularien geben, welche allen Teilnehmenden mit der nächsten Woche ausgegeben werden (u.a. werden wir bis auf weiteres selbstverständlich auf Partnerwechsel im Lehrbetrieb verzichten).

Wir bedanken uns bereits jetzt für eure aktive und umsichtige Mithilfe und wünschen euch und uns allen das Beste.

 

Jörn Kitzhöfer, Lehrvorstand und künstlerische Leitung Tango Bohemio e.V.

für den Vorstand

 

HIER der Link zum Beitrag von Radio Bielefeld

 

Zechenschwoof auf Westfalen

Glückauf…der TJ kommt, nach Ahlen! Es wird wieder geschwooft am 14.03. ab 21.00 Uhr auf Schacht 1 der Zeche Westfalen im alten Grübenlüfter des Shim-Shams. Zwischen Tango Clasico und Non schürft unser Plattenplauderer Vagabundo nach musikalischen Goldstücken für die Tänzelnden. Neben exquisiter Musik ist auch die exzellente Abendkarte des Restaurants wieder für euch aufgeklappt. Also, die Schläppchen geschnappt, das Liebchen im Arm und auf die Fläche.
Wir freuen uns auf Euch

Euer Team VagaBande und Bohemio