Neue Tänzer braucht das Land – ein paar Worte für diesen Herbst.

(JK) Der Tango hatte stets eine wechselhafte Geschichte. 2006 saß ich in meiner Tangolehrer-Ausbildung in Dortmund nach einem Salon des Todo Tango mit meinem Mentor Peter Hölters nachts an der Bar und inmitten unseres, wie üblich langen Gesprächs sagte er: “ Es ist schon so eine Sache mit dem Tango. Wenn irgendwo die Welt durchdreht und die Krise das Leben der Menschen durcheinanderschüttelt, fangen sie an, Tango zu tanzen. Sie flüchten sich in die Säle und tanzen. Vielleicht gibt ihnen der Tanz die Sicherheit und das gute Gefühl, das ihnen das Leben da draußen zeitweise nicht geben kann. Vielleicht bekommen sie auch dort die Umarmung, die sie in der Krise vermissen.“

Peter Hölters hat die Pandemie nicht mehr erlebt. Dass die Krise die Tangoszene und damit auch den tänzerischen Heimathafen im Sturm des Lebens mit solch einer Wucht verändern würde, hätte ihn sicherlich betrübt. Und in Jahren, in denen der Indikator von Sicherheit durch den Abstand bestimmt wurde, erschien eine Umarmung in der Masse von Tänzern sicherlich nicht als probates Mittel, heile durch die Jahre zu kommen.

Heute, 2 1/2 Jahre nach dem ersten Lockdown haben wir uns alle größtenteils wiedergefunden. Ganz aus den Augen haben sich die meisten Tangueros und Tangueras eh nicht verloren. Viele haben jedoch aus der neuen Gewohnheit des Abstands die Tangoschuhe an den Nagel gehängt und sich anderen Dingen gewidmet. Viele holen die verpassten Reisen nach, fanden andere Passionen und damit ging auch sicherlich ein Stück weit Gefühl dahin, was man einst für den Tanz in einem sozialen Miteinander, die Neugierde auf neue Salons weltweit oder das heimelige Gefühl der eigenen Milonga hatte. Viele Kulturschaffende haben aufgeben müssen: Lehrer, TJ’s, Salonbetreiber. Sie gingen in ihre alten Berufe zurück und beobachten zögerlich, wie erstrebenswert eine Rückkehr in das unsichere Tangoleben sein mag.

Das Tango Vagabundo und der Verein Bohemio e.V. haben die Zeit überdauert. Auch wir haben flexibel auf alles reagiert, was uns auferlegt wurde, waren vorsichtig und verantwortungsbewusst und sind es immer noch. Auch wir haben leider manche Tänzer*innen verabschieden müssen, teilweise auch ohne Verabschiedung in den Wirren von Schließung und Öffnung. Und doch erreichen uns gerade jetzt wieder viele Nachrichten von Vagabundos aus den Winkeln NRW’s, die zurückkehren oder zumindest uns wiedersehen möchten. Das freut uns sehr. Vor allem freut es uns jedoch, dass trotz aller Anstrengungen und Veränderungen viele unserer Lernenden und Salonfreunde uns über die ganze Zeit, bei jeder noch so spinnerten Idee folgten und uns unterstützten. Vieles hat funktioniert, manches war…na ja..ein Testballon im Wirbelsturm.

Aktuell veranstalten Vagabundo und Bohemio Unterricht in vier Städten. Es ist nicht immer einfach aber es ist schön: zu sehen, dass überall wo wir auftauchen noch immer der Enthusiasmus und die Verve bestehen, den Tango in seiner Essenz erlernen, vertiefen und vielleicht irgendwann verstehen zu können. Das ist etwas besonderes, was uns weiter antreibt und hoffen lässt, alte Strukturen und Ideen wieder weiter auf- und ausbauen zu können.

Diese Nachricht ist ein Appell: wir hatten viele Klassen und Salons in Ahlen, Hamm und Bielefeld. Aktuell bespielen wir den Schwoof in der Restauration Bartsch. Es kommen häufig Anfragen nach unseren „alten“ Tango-Kultstätten, z.B. der Tango-Nachtschicht in der Schuhfabrik Ahlen. Bislang möchten wir erst einmal bescheiden das stärken, was wir haben. Um mehr anbieten zu können, brauchen wir jeden Tänzer, Tänzerin, alte Hasen und Frischfüßler, Verrückte und Vagabunden, Enthusiasten, Musiker und Unterstützer.

Wenn ihr das kleine duftende Nachtschattengewächs Tango noch weiter wachsen lassen wollt, so macht mit:

  • Erzählt euren Freunden vom Tango und was es euch bedeutet,
  • Macht sie aufmerksam auf neue Anfängerangebote
  • Geht mit ihnen gemeinsam zu Salons
  • Nehmt auf den Salons jeden freundlich auf; diese Person ist wahrscheinlich genau so ein Enthusiast wie ihr selbst
  • Zerpflückt nicht analytisch jeden Fitzel sondern tanzt und trainiert.
  • Unterstützt eure Tangolehrenden in der Region
  • Unterstützt Restaurants, Kneipen, Cafés etc, die den Tango freundlicherweise beherbergen; geht dort essen und macht Werbung für diese. Ohne solche Orte würde der Tanzboden unter den Schuhen fehlen.
  • Bleibt neugierig und geht so viel wie möglich tanzen…denn darum geht es uns allen doch letztendlich, oder?!

Das Tango Vagabundo bietet über unseren Verein Tango Bohemio regelmäßig und ganzjährig neue Anfänger-Angebote in Ahlen, Bielefeld und Hamm an. Vor unseren Salons könnt ihr zudem stets frei mit oder ohne uns trainieren. Sprecht uns an und wir helfen euch gerne weiter. Auch noch so verrückte und absurde Ideen sind jederzeit willkommen. Solange ihr diese auch mittragt.

In diesem Sinne; wir sind nicht wieder da, wir waren nie weg. Und es macht uns gerade höllischen Spaß. Also, macht gerne mit. Zum Tango tanzen bedarf es keiner Krise, es bedarf der Liebe zum Tanz.

Bis später

Euer

Vagabundo

 

Das Tangoprogramm für den Herbst

Liebe Vagabundos

….dann wird es langsam wieder Herbst!

Mit Beginn der Herbstferien bieten wir euch ein buntes Programm zum weitertanzen und -trainieren. Pro Woche finden in Bielefeld und Hamm jeweils ein Workshop sowie eine anschließende Práctica statt. Das aktuelle Herntsprogramm sowie alle weiteren Termine bis zum Ende des Jahres findet ihr hier im Tangoticker!

Die Anmeldung erfolgt über Bohemio: Hier gehts zu den Workshopthemen

Wir freuen uns auf euch, auf Tango und einen aufregenden Herbst!

Eure Bohemios und Vagabundos.

 

Schwoof im August, ein letzter SommernachtsTango (3G/PCR)

(Werbefoto unseres ersten Schwoofs 2015)

!!!Bitte vorab lesen:

Hallo,

am Freitag, den 20.08. tritt die neue Coronaschutzverordnung in Kraft.
Im Zuge der neuen Verordnung gilt auch weiterhin für den Tangoschwoof
die 3G Regel, aber mit folgender neuer Änderung, auf die wir euch aufmerksam machen möchten:
Wer nicht Genesen oder Geimpft ist, braucht für den Schwoof einen offiziellen negativen PCR Test (kostenpflichtig).
Ein PoC Test oder ein selbst durchgeführter Test reichen nicht aus, um an der Veranstaltung teilnehmen zu können!
Weitere Infos dazu findet ihr hier: https://www.land.nrw/corona
Wir sind angehalten, dies zu Beginn der Veranstaltung entsprechend zu kontrollieren – wir möchten euch natürlich
auch eine sichere Veranstaltung bieten und nach wie vor sollte der Spaß und der Tango im Vordergrund stehen 🙂
Solltet ihr Fragen haben, sprecht uns bitte gerne an.
Wir freuen uns, mit euch gemeinsam die Piste zu beleben, zu tanzen und zu quatschen. Bis Freitag!
Liebe Grüße!!!

 

Und nun…der Text 😉

(JK) am Freitag, 20.08.2021 schwoofen wir wieder über die Planken unseres Heimathafens (Bartsch in Bielefeld). Zu einem sommernächtlichen Flirren zwischen ausgelassenen Clasicos, hitzigen Nuevos und chilligem Non feiern wir von 21.00 bis 01.00 Uhr einen gemeinsamen Abend im Herzen von Bielefeld.

Das Küchenpersonal erfüllt bis 22.00 Uhr eure kulinarischen Herzenswünsche.

Die Gästeliste (Vorausstzung: 3G mit entsprechendem offiziellen Nachweis) hat an diesem Abend wieder Platz für 50 Vagabundos, Bohemiens, Nachtschwärmer, Poeten, Tänzer, Novizen, Experten und ähnliche ehrenwerte Herrschaften. Hier Link zur Voranmeldung.

Also, die Schläppchen geschnappt, euren Lieblings-Troilo beim Frisieren aufgelegt, ins Fäustchen gelacht und mit bebendem Busen der Vorfreude ab zu eurem Schwoof.

Euer

Team VagaBande

 

Terminverschiebung

Die für Sonntag, 25.07.2021 geplante Praktilonga bei Bartsch wird auf den 08.08.2021 von 16.00-19.00 Uhr verschoben.

Wir freuen uns auf euch 🙂

 

Horror Vacui Wunderland…Fortsetzung folgt

(JK)

Das Jahr 2020. Der Beginn einer neuen Wahrnehmung, für Freiheit, für Selbstverständlichkeit und eigene Bedürfnisse. Inmitten dieses Wechsels von Bewegung und Stillstand führte das Vagabundo dreimalig Auszüge des aktuellen Stücks Horror Vacui Wunderland in Bielefeld und Herford auf. Kurz bevor auch für den Tango wieder der Stilstand allerorten einkehrte stiegen wir nochmals auf die Bühne und sinnierten tänzerisch über Fülle und Leere, über Wahrheit und Wahrnehmung.

Gerne möchten wir in 2021 das Gesamtstück abendfüllend aufführen…wo und wann, das liegt im Dunkeln; jedoch, wir freuen uns wieder auf rummelige Bühnen und volle Ränge…irgendwann.

Beste Grüße aus dem bewegenden Stillstand

Euer

Vagabundo

Nah da statt nada

Bild / Graffito: Vagabundo (Jörn Kitzhöfer)

Bildbearbeitung: Annelena Witthus

(JK)

Das war es also, das Jahr 2020. Ein Jahr der Veränderung und des Lernens.

Das Jahr 2020 startete für Vagabundo bereits im November 2019; auf dem Papier. Als sich das Kollegium um den Tisch versammelte und das anstehende Jahr plante, Kurse, Themenstunden, Kunstaktionen, Salons, der Besuch von Gastlehrern und zwei Reisen, war es wie immer gefühlt zu viel. Und gerade deswegen gingen wir sehr vorfreudig in die neuen Goldenen Zwanziger hinein. Um es mit Liberace zu sagen: Zu viel des Guten ist wundervoll.

Gerade schafften wir es noch, unseren lang ersehnten, maritimen Karnevalssalon ReeperBartsch über die Planken zu bringen, als sich die Nachrichtenlage verdunkelte und wir entsprechend zum ersten Mal überhaupt Salons und später Unterricht absagten. Und dieses Gefühl des ersten Males begleitete uns das gesamte Jahr über. Die Folge waren wie in jeder Branche das Auf- und Ab, die Diskussionen und Interpretation von Auflagen und Regeln, denen keiner von uns bisher ausgesetzt war.

Nun stehen wir am Ende des Jahres. Den Jahresplan haben wir schon lange zusammengerollt in die Ecke gestellt und das was kommt ist eher eine vage Skizze…ohne Datumsangaben. Aber Inhalte und ein Gefühl dafür, die gibt es. Denn auf eine Frage wuchs während des Jahres eine Antwort heran: Was ist Tango?

Die Frage, was Tango sei, wurde mir über die letzten 20 Jahre regelmäßig gestellt: von Schüler*innen, von Interviewern für irgendwelche Magazine oder Presseartikel oder in späten Stunden bei zu viel Bier am Küchentisch. Was ist Tango denn nun eigentlich? Ich habe es mir mit der Antwort über die Jahre gerne sehr leicht gemacht. Tango ist ein Tanz! Natürlich steckt mehr dahinter; ein gesamter Kulturbetrieb, eine Philosophie, aber mir ganz persönlich graute stets vor der Endlosdiskussion, in der oftmals ganze Weltansichten von Menschen in den Tango als heiligen Gral hineininterpretiert werden. Daher, so schön wie schlicht die Antwort: Tango ist ein Tanz.

In diesem Jahr habe ich dazulernen müssen, was meine Antwort betrifft. Wäre der Tango nur ein Tanz zu zweit mit passender Musik, so hätten wir ihn vermisst und hätten ihn wieder aufgenommen, wenn wir es wieder dürfen. Und manche werden es mit Sicherheit gemerkt haben, für sich: sie brauchen den Tango in ihrem Leben nicht mehr. Er wurde abgelöst durch andere Dinge, die in der Selbstreflexion des Lockdown-Gedämmers an Wichtigkeit gewannen. Retrospektiv war er vielleicht sogar für viele ein inzwischen konsolidierter, aufgeblähter Popanz, der Geld und Zeit schluckte. Auch das wäre doch eine interessante Erkenntnis.

Auch ich finde mich in meinem, inzwischen sortiertem und aufgeräumten Refugium, in dem ich auch vieles weggeschmissen habe recht wohl: Der Schlafrythmus hat sich harmonisiert, das frühe Aufstehen fällt ohne späte Wochenklassen und Herumgereise nicht mehr schwer; die Wochenenden ohne Salons sind durachaus harmonisch…Tango ist ein Tanz und der wurde in diesem Jahr seltener getanzt.

Und dennoch. Es ist mehr. Der Tango ist garnicht weg gewesen. Kein Tag ohne Tango in diesem Jahr. Die Musik, das tägliche Baden in diesem ganz eigenen Element kühlt nicht ab, die Bewegung des eigenen Körpers lässt immernoch über viele oberflächliche und profane Aufgaben hinwegschreiten. Ist es nicht genau das und sind Oberflächlichkeiten nicht genau dafür da? So glatt und platt, dass man entsprechend im Tangoschritt darüber hinwegstapft? Der Austausch mit Freund*innen über den Tango hat nicht aufgehört. Es wird interpretiert, analysiert, inzwischen auch wieder von der darstellenden zur bildenden Kunst umorientiert. Und auch meine Tangohosen, die im übrigen auch ohne tägliches Training auf der Fläche noch verdammt gut passen, sind auch ohne Tango-Klassen noch Teil meines Alltags geblieben.

Was ist es denn nun, der Tango? Keine Ahnung, möge sich jeder seine eigene Antwort darauf geben! Ein Tanz ist er und warum soll er sich nicht mal eine Pause geben für ein paar Monate. Es bleibt dieser wild-elegante Stil zu leben, der genauso erhalten bleibt, auch ohne Salons, die fiebrige Neugierde, mit der man auch andere, öde Aufgaben dieser Zeit um die Ecke bringt und er ist die Gesamtheit der Menschen, die ihn lieben und auf die ich mich jetzt schon wieder mit diebischem Herzklopfen freue: meine Schüler*innen im Saal anzutreiben, teils auch zu piesacken. Er ist der Salon, der mal zu kalt ist ist, mal zu überhitzt, mit mal zu stumpfen Boden, mal zu glatt, mal zu überfüllt und mal mal zu leer. Er ist die Zusammenkunft von Menschen, die ihn in 2020 nicht vergessen haben und ohne zurückzublicken einfach weitergelebt haben, als Stil und Einstellung zum Leben und in 2021 irgendwann und irgendwie als kleines Pflänzchen im Salon an der Ecke wieder gemeinsam blühen lassen.

Freuen wir uns also auf ein baldiges Nah-da und für diejenigen, die es für sich merken: Ein nada ist es nie.

Was ist Tango? Tango ist nah und da!

Euer

Vagabundo

Adventsschoof des Vagabund

(JK)

An jedem Adventssonntag legen wir für euch auf Radio Vagabundo bei laut.fm  weihnachtliche Salons von 18.00 – 23.00 Uhr auf. Mit Tandas zwischen Clasico und saisonalem Non, Cortinas und zwei Weihnachtsgeschichten im Laufe des Salons, habt ihr so die Möglichkeit, auf heimischem Parkett durch den Advent zu schwoofen.

Euch allen eine weitere gute, gesunde Vorweihnachtszeit

Euer

Team VagaBande

Vorweihnachtsstille des Vagabundo bis Ende 2020

(JK) Die Vorweihnachtszeit des Vagabundo. Seit Gründung unserer Tango-Linie Vagabundo 2006 war die Vorweihnachtszeit stets eine wunderschöne, vorfreudige Jahresphase in unserem Hause. Weihnachtssalons bei Bartsch und in der Schuhfabrik mit Weihnachtsgeschichten unter der,  von den Gästen selbst dekorierten chaotischen Tanne, die tänzerische Umrundung des Gehölzes im Tangoschritt, unser Kultworkshop „Festliche Schritte für die späten Stunden nach der Bescherung“, gemeinsame Weihnachtsmarktbesuche um den Alten Markt in Bielefeld, Glühweinverkostungen im Pferdestall, tänzerische Gelage im Hammenser Nordturm, kleine Aufmersksamkeiten und besondere Momente.

Das Jahr 2020 hat auch diese Zeit verändert und wir uns in ihr, mit ihr. Wir wollen und werden uns innerhalb des Hauses nicht an Feilscherei  um Schlupflöcher oder Diskussionen um die Bedeutung des Tangos in diesen Zeiten beteiligen: Es ist wie es ist und der Tango bleibt bei aller Alltäglichkeit, die er für unsere Teilnehmer*innen und dem Kollegium darstellt eine besondere Herzensangelegenheit. Gerade durch die massiven Einschränkungen, der Reduzierung unserer vormals riesigen Palette an Aktionen wurde und wird uns bewusst, was uns der Tango immernoch bedeutet und wie sehr wir uns darauf freuen, ihn in Zukunft wiederzubeleben; auch wenn es eine andere Szenereie werden wird, ob klein oder groß, wir legen wieder los.

Im Hintergrund, während es nun wieder für zwei Monate still ist haben wir neue Ideen entwickelt, werden mit dem aktuellen Abstand auf unser Tun, Dinge anders denken, planen und umsetzen und wir freuen uns darauf, mit möglichst vielen von euch diese neu erdachten Ideen gemeinsam angehen zu können.

Um euch allen weiterhin verbunden bleiben zu können, werden wir auf dem Wege des Radio Vagabundo im Dezember Musik und Geschichten passend zur Saison präsentieren. Auch Online-Material in kleiner Form wird es wieder geben und wir hoffen euch so ein wenig diese Zeit vagabunt gestalten zu können.

Uns allen eine schöne Vorweihnachtszeit mit erhellenden Momenten und viel Tatkraft für neue Ideen in unseren persönlichen Goldenen 20ern.

Es grüßt euch

das gesamte Kollegium des

Vagabundo

Salon-Pause – eine Entscheidung von uns; für euch!

Horror Vacui Wunderland, Aufführung im Stadttheater Herford, 25.10.2020

 

(JK) am letzten Wochenende durfte das Vagabundo noch einmal in diesen besonderen Zeiten auf der Bühne des Stadttheaters Herford mit Horror Vacui – Wunderland wirken. Dies hat dem gesamten Ensemble sehr viel bedeutet und doch führten uns allen die intensive Vorbereitungszeit und die Aufführungen selbst noch einmal vor Augen, wie wichtig den Menschen der kulturelle Austausch gerade in diesen Zeiten als Lichtpunkt ist, wie schwierig und besorgt ein solch umsichtig organisiertes Ereignis jedoch in seiner Durchführung ist.

Seit genau 20 Jahren tanze ich Tango.  Umso schöner war es für mich, diesen 25. Oktober auf der Bühne mit Menschen zu verbringen, die mit so viel Engagement und Verve dazu beigetragen haben, dass das Nachtschattengewächs Vagabundo vielfarbige Blüten in den letzten Jahren tragen konnte. Wie so häufig, wenn man sich mal kurz die Zeit nimmt, um zurückzuschauen, wirkt alles erst sehr kurz; dennoch zeigt sich für  mich durch die Masse von Ereignissen, Begebenheiten, Menschen, Veranstaltungen, Auftritten, Schritten, dass es wohl doch ein etwas längerer Weg war. Kolleg*innen des Hauses, die heute mit mir gemeinsam unterrichten waren damals Teens oder gerade Grundschüler. Heute stehen wir zusammen auf der Bühne, halbwegs erwachsen. Das, was wir in diesen Zeiten erleben ist so einmalig und unvorhersehbar, so schwer in den Vergleich zu bisherigen Krisen zu setzen, dass uns auch diese Zeiten nochmals erwachsen werden lassen. Wir haben uns seit der Wiederaufnahme des Unterrichts im Mai und den Salons im Juli beeilt. Wir wollten in vorsichtiger Planung möglichst viele kleine Veranstaltungen anbieten, die im gegebenen Regelwerk möglich sind und dabei die Leute wieder etwas zusammenführen. Dies alles war ein immenser Kraftakt von Planung, Textwerk und Gespräch. Und als Fazit lässt sich ziehen: es hat funktioniert. Wir konnten Momente mit den Leuten um uns erleben, die ein wenig Hoffnung geben, dass sich diese Zeiten gemeinsam überstehen lassen. Und wir sind auch weiterhin sicher, dass bei all dem reflektierten Verhalten, der Umsichtigkeit unserer Schüler*innen und Gästesich  auch diese Situation meistern lässt.

Dennoch haben wir uns entschlossen für die nächste Zeit abermals unsere Salontüren zu schließen. Auch wenn uns aktuell noch von allen offiziellen Seiten grünes Licht gegeben wird, so sehen wir im aktuellen Geschehen, nicht nur unseren kleinen legalen Winkel und die Lust, möglichst alles Erlaubte auszuschöpfen. Wir sehen vor allem steigende Zahlen und Werte und mit jeder Veranstaltung ein erhöhtes Risiko, diese Zahlen weiter ansteigen zu lassen. Tango ist ein sinnliches, ästhetisches und soziales Phänomen. Dies wird er aber nicht durch uns, sondern durch euch. Und es liegt uns sehr am Herzen, dass ihr auch weiterhin gesund und halbwegs leichten Herzens durch diese schwere Zeit kommt. Noch gab es sowohl aus unseren Schüler*innen-Kreisen zwischen Ahlen, Bielefeld und Hamm, als auch unseren Gästen keinen einzigen bekannt gewordenen Fall. Dies mag das Ergebnis von Umsicht sein, in diesen verschärften Zeiten jedoch vor allem auch Glück. Und wir sind sehr glücklich, dass wir nun schöne Monate mit euch hatten, wollen das Glück aktuell jedoch nicht noch weiter herausfordern. Ihr habt uns stets mit Freude und Aufmerksamkeit durch all diese Jahre begleitet und die Verantwortung dieser Erfahrungen gegenüber wiegt für uns moralisch schwerer als sich der Lust des Möglichen hinzugeben.

Unsere Klassen laufen mit gewohnten Sicherheitsvorkehrungen weiter. Was weitere Veranstaltungen betrifft, so halten wir euch auf dem Laufenden.

Euer

Vagabundo

PS: Als kleines Schlusswort für den Moment hier ein Auszug aus unserem Prolog von Horror Vacui:

„…Früher da war alles so voll, die Studios, die Bühnen, die Ränge.

Alles so verdammt voll. Und wir, wir fühlten uns oft dabei so leer.

Und jetzt, da alles plötzlich so leer war, die Bühnen, die Salons und auch unsere Konten,

da waren wir oft so voll…also voller Gedanken. Und wir vermissten sie, die Leere in uns.

Und heute Abend, da ergehen wir uns noch einmal der Völlerei.

Die Bühne füllt sich gleich, Sie sind auch voll, also vollbesetzt.

Hoffen wir dass wir unserer Leere finden und Sie füllen, mit Gedanken.

Ziehen wir unsere Lehre daraus…“

*Arlechinjoe Prolog. Horror Vacui Wunderland*

VerSuchung: Vagabundo und Solomomento beim Bielefelder Parksommer

(JK) Die darstellende Kunst in Zeiten von Corona; ein Thema am Rande der aktuellen Diskussion. Mit der schrittweisen Öffnung des Kulturbetriebes, werden langsam umsichtig geplante Veranstaltungsformen kurzfristig wach; irgendwo auf der Suche zwischen vorsichtiger Vorfreude und der Unsicherheit von Durchführbarkeit, Auflagen, Beschränkungen oder gar dem Gebot des plötzlichen Abbruchs. In solchen Zeiten näherten sich nun zwei Ensembles einander zum ersten Mal und nahmen das spontane Angebot des Kulturamtes Bielefeld an, einen Beitrag zum neu geschaffenen Parksommer beizusteuern.

Und so trafen für einen Abend Solomomento um Christine Grunert und die Tangocompany Vagabundo um Jörn Kitzhöfer mit ihren Interpretationen des Themas VerSuchung aufeinander, um ein schrittweise verzahnteres Miteinander zu schöpfen. Heraus kam dabei ein, für ale Beteiligten neues gemeinsames Stück, geschaffen an der Nahtstelle von Impro, Choreo, Tanztheater und Tango-Schauspiel. In drei Wochen Vorbereitungszeit wuchsen beide Ensembles nicht nur auf der Bühne zu einem vielbeinigen Fabelwesen von Charakteren und Rollen zusammen, nahmen sich des Erstlingswerkes von Solomomento in novelierter Form an und Vagabundo schuf in der Mitte eine neue Richtung durch einen 16-minütigen Ausschnitt aus ihrem, gerade in der Enstehungsphase befindlichen neuen Programmes Horror Vacui – Wunderland; ein Stück, welches gerade in der neuen Realität einen Einblick in das Gefühlschaos von erzwungener Leere durch die oktroyierte Distanz seltsam tangotänzerische Blüten treibt.

Vor 120 Zuschauern im Ravensberger Park erstand am 24.07.2020 somit erstmals wieder ein Einblick in das Seelenleben des Tanzes und der Menschen, die ihn in diesen Zeiten versuchen, künstlerisch auf den Beinen zu halten; vorsichtig, zögerlich, wütend, sich selbst und manchmal andere findend.

Eine VerSuchung, sich der darstellenden Kunst miteinander auf der Bühne und analog vor dem Publikum zu öffnen. So wird die Suche wieder zur Sucht des Spieltriebs. Wir sind froh über diesen Einblick und hoffen auf einen Ausblick.

Die Tangocompany Vagabundo dankt ganz herzlich dem Publikum, den Organisatoren des Kulturamtes Bielefeld und vor allem dem Ensemble Solomomento für diese kurze, aber umso intensivere, gemeinsame Zeit.

 

Fotos: Klaus Hansen (Herzlichen Dank)

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