Salon-Pause – eine Entscheidung von uns; für euch!

Horror Vacui Wunderland, Aufführung im Stadttheater Herford, 25.10.2020

 

(JK) am letzten Wochenende durfte das Vagabundo noch einmal in diesen besonderen Zeiten auf der Bühne des Stadttheaters Herford mit Horror Vacui – Wunderland wirken. Dies hat dem gesamten Ensemble sehr viel bedeutet und doch führten uns allen die intensive Vorbereitungszeit und die Aufführungen selbst noch einmal vor Augen, wie wichtig den Menschen der kulturelle Austausch gerade in diesen Zeiten als Lichtpunkt ist, wie schwierig und besorgt ein solch umsichtig organisiertes Ereignis jedoch in seiner Durchführung ist.

Seit genau 20 Jahren tanze ich Tango.  Umso schöner war es für mich, diesen 25. Oktober auf der Bühne mit Menschen zu verbringen, die mit so viel Engagement und Verve dazu beigetragen haben, dass das Nachtschattengewächs Vagabundo vielfarbige Blüten in den letzten Jahren tragen konnte. Wie so häufig, wenn man sich mal kurz die Zeit nimmt, um zurückzuschauen, wirkt alles erst sehr kurz; dennoch zeigt sich für  mich durch die Masse von Ereignissen, Begebenheiten, Menschen, Veranstaltungen, Auftritten, Schritten, dass es wohl doch ein etwas längerer Weg war. Kolleg*innen des Hauses, die heute mit mir gemeinsam unterrichten waren damals Teens oder gerade Grundschüler. Heute stehen wir zusammen auf der Bühne, halbwegs erwachsen. Das, was wir in diesen Zeiten erleben ist so einmalig und unvorhersehbar, so schwer in den Vergleich zu bisherigen Krisen zu setzen, dass uns auch diese Zeiten nochmals erwachsen werden lassen. Wir haben uns seit der Wiederaufnahme des Unterrichts im Mai und den Salons im Juli beeilt. Wir wollten in vorsichtiger Planung möglichst viele kleine Veranstaltungen anbieten, die im gegebenen Regelwerk möglich sind und dabei die Leute wieder etwas zusammenführen. Dies alles war ein immenser Kraftakt von Planung, Textwerk und Gespräch. Und als Fazit lässt sich ziehen: es hat funktioniert. Wir konnten Momente mit den Leuten um uns erleben, die ein wenig Hoffnung geben, dass sich diese Zeiten gemeinsam überstehen lassen. Und wir sind auch weiterhin sicher, dass bei all dem reflektierten Verhalten, der Umsichtigkeit unserer Schüler*innen und Gästesich  auch diese Situation meistern lässt.

Dennoch haben wir uns entschlossen für die nächste Zeit abermals unsere Salontüren zu schließen. Auch wenn uns aktuell noch von allen offiziellen Seiten grünes Licht gegeben wird, so sehen wir im aktuellen Geschehen, nicht nur unseren kleinen legalen Winkel und die Lust, möglichst alles Erlaubte auszuschöpfen. Wir sehen vor allem steigende Zahlen und Werte und mit jeder Veranstaltung ein erhöhtes Risiko, diese Zahlen weiter ansteigen zu lassen. Tango ist ein sinnliches, ästhetisches und soziales Phänomen. Dies wird er aber nicht durch uns, sondern durch euch. Und es liegt uns sehr am Herzen, dass ihr auch weiterhin gesund und halbwegs leichten Herzens durch diese schwere Zeit kommt. Noch gab es sowohl aus unseren Schüler*innen-Kreisen zwischen Ahlen, Bielefeld und Hamm, als auch unseren Gästen keinen einzigen bekannt gewordenen Fall. Dies mag das Ergebnis von Umsicht sein, in diesen verschärften Zeiten jedoch vor allem auch Glück. Und wir sind sehr glücklich, dass wir nun schöne Monate mit euch hatten, wollen das Glück aktuell jedoch nicht noch weiter herausfordern. Ihr habt uns stets mit Freude und Aufmerksamkeit durch all diese Jahre begleitet und die Verantwortung dieser Erfahrungen gegenüber wiegt für uns moralisch schwerer als sich der Lust des Möglichen hinzugeben.

Unsere Klassen laufen mit gewohnten Sicherheitsvorkehrungen weiter. Was weitere Veranstaltungen betrifft, so halten wir euch auf dem Laufenden.

Euer

Vagabundo

PS: Als kleines Schlusswort für den Moment hier ein Auszug aus unserem Prolog von Horror Vacui:

„…Früher da war alles so voll, die Studios, die Bühnen, die Ränge.

Alles so verdammt voll. Und wir, wir fühlten uns oft dabei so leer.

Und jetzt, da alles plötzlich so leer war, die Bühnen, die Salons und auch unsere Konten,

da waren wir oft so voll…also voller Gedanken. Und wir vermissten sie, die Leere in uns.

Und heute Abend, da ergehen wir uns noch einmal der Völlerei.

Die Bühne füllt sich gleich, Sie sind auch voll, also vollbesetzt.

Hoffen wir dass wir unserer Leere finden und Sie füllen, mit Gedanken.

Ziehen wir unsere Lehre daraus…“

*Arlechinjoe Prolog. Horror Vacui Wunderland*

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zur Werkzeugleiste springen